Motopädie
Die Mototherapie ermöglicht Kindern mit motorischen und sozio-emotionalen Störungen über ihr freudvolles körperliches Erproben und Erleben von Bewegungsaufgaben, den Umgang mit den eigenen Impulsen und Emotionen besser wahrzunehmen und erfolgreicher zu steuern. Diese gewonnene Sicherheit im motorischen und sozialen Handeln führt zu mehr Teilhabe bei der Gestaltung von Freundschaften und Beziehungen und dem Gefühl, besser in Gruppen des Alltags (Familie, Spielgruppe in der Kita, Schulklasse) eingebunden zu sein.


Motopädie
Indikationen
Vorschul- und Schulkinder mit motorischen Entwicklungsstörungen sowie Verhaltens- und emotionalen Störungen.
Diese können sich in folgenden Lebensbereichen zeigen:
Mobilität, Selbstversorgung, Häusliches Leben (Aufgaben im Haushalt), Bedeutende Lebensbereiche (Kita, Schule), Gesellschafts- und soziales Leben (Freizeit, Hobby), Koordinationsprobleme, Gleichgewichtsprobleme, Schwierigkeiten in der Handlungs-/Bewegungsplanung, Vermeiden von feinmotorischen Angeboten (z.B. Malen, Schneiden, Basteln), psychosozialen Schwierigkeiten (z.B. Schlafstörungen, Einnässen).
Allgemeine Aufgaben und Anforderungen
motorischer Unruhe oder Gehemmtheit, Impulsivität, Aggressivität, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, geringer Frustrationstoleranz.
Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen
Kontaktschwierigkeiten, geringes Selbstbewusstsein, Rückzugsverhalten, Schwierigkeiten, soziale Regeln anzuerkennen.
Kommunikation
Sprachprobleme (Mototherapie als zusätzliche Unterstützung der Sprachtherapie).
Diagnostik
Beobachtung in der teilstrukturierten Bewegungs- und Spielsituation mit Erfassung von Hinweisen auf Temperament, emotionalen Ausdruck, Kommunikationsfähigkeit über Motorik (Gestik, Mimik, Haltung, Muskeltonus), Aufmerksamkeitssteuerung, Handlungssteuerung, Handlungsplanung, motorische Koordination, Gleichgewichtsfunktion.
Entwicklungstest (Movement-ABC).
Therapie & Beratung
Mototherapie findet entlang der individuellen Teilhabeziele entweder in Einzeltherapie oder Kleingruppen statt. Eine besondere Kleingruppentherapie findet auf dem Trampolin statt. Mototherapie enthält immer einen hohen pädagogischen Anteil.
Aufbau einer motopädagogischen Stunde
Eine motopädagogische Stunde hat immer die gleiche überschaubare Struktur. Das erleichtert den Kindern die Orientierung und ein selbstständiges Handeln in vertrauter Umgebung.
- Ankommen & Begrüßung und intensives freies Motorikspiel um angestaute Energie loszuwerden und Freude zu empfinden.
- Präsentation des Themas der Stunde aus der altersentsprechenden Lebenswelt der Kinder anhand von Materialien und Bewegungsaufbauten und einer dazugehörigen Geschichte. Die Kinder werden von der Motopädin dann angeregt, ein eigenes kreatives Bewegungsspiel dazu zu entwickeln und auszugestalten.
- Zusammenkommen am Ende des Bewegungsspiels. Das Erlebte wird nun gemeinsam durch Erzählen bewusstgemacht. Die Kinder erzählen sich gegenseitig mit Unterstützung der Motopädin, was sie gesehen, ausprobiert, erlebt und geschafft haben und ggf. das nächstes Mal unbedingt noch machen wollen. Sie erfahren, was sie schon gut können und was noch nicht so gut gelingt. Jedes Kind bekommt Raum um sich zu äußern, wobei nicht gewertet wird. So können die Schwierigkeiten besprochen werden. Jedes Kind geht immer mit mindestens einer positiven Rückmeldung aus der Mototherapiestunde.
- Verabschiedung und Vorschau auf die nächste interessante Stunde.
Welche Kompetenzen erlangt Ihr Kind durch die Mototherapie?
Die motopädagogische Stunde ist so gestaltet, dass die Kinder einen Lern- und Entwicklungsprozess machen können. Sie erfahren etwas über sich, ihren Körper, ihr Handeln und wie das auf andere wirkt. In der Atmosphäre der Offenheit merken sie, dass Fehler erlaubt und gut sind, um weiterzukommen und werden zu intuitivem Handeln ermutigt. So lernen die Kinder ihre Angst auszusprechen und abzubauen. Die positiven Rückmeldungen von anderen führen dazu, dass die Kinder motorisch und ihrer selbst immer sicherer werden.
Das gelingt besonders gut, wenn die Kinder fühlen, wie es ist, durch den Raum gerollt zu werden, zu schwingen oder auf dem Trampolin zu hüpfen. Durch das sich Erproben im Raum an vielfältigen Materialien und Geräten werden alle Sinne angeregt. Durch die Nachbesprechung bekommen die Gedanken, Gefühle und Erlebnisse der Kinder eigene Worte, was durch diese Art der Bewusstwerdung die Entwicklung ihrer Persönlichkeit stärkt.
Diese Lernerfahrungen befähigen die Kinder, sich anderen eigeninitiativ zuzuwenden, andere einfühlend zu verstehen und zu achten, sich zu entscheiden, Entscheidungen anderer zu respektieren, sich miteinander zu vereinbaren, gemeinsam zu reden, zu handeln, zu spielen, Konflikte zu lösen oder zu ertragen.
Es wird also die Teilhabe in folgenden Lebensbereichen im Alltag nach ICF gefördert:
Allgemeine Anforderungen und Aufgaben
Kommunikation
Mobilität
Interpersonelle Interaktionen
Gemeinschafts- und soziales Leben
Motopädie - Psychomotorik
